Ich war schon einmal in Sofia. Damals habe ich mir die Klassiker zum Sightseeing in Sofia angesehen: die Alexander-Newski-Kathedrale mit ihrer goldenen Kuppel, die Rotunde des heiligen Georg mitten zwischen grauen Verwaltungsgebäuden, und das riesige Nationalmuseum. Ich habe Fotos gemacht, mich durch die lokale Küche gefuttert und alles brav abgehakt, was ein Reiseführer mir empfohlen hat.
Dieses Mal ist alles ein bisschen anders.
Denn ich bin wieder hier – aber nicht (nur) zum Urlaub machen, sondern auch zum Arbeiten. Ich lebe als Freelancerin. Das heißt: Mein Büro ist mein Laptop, mein Terminkalender ist mal leer, mal rappelvoll, und das WLAN entscheidet oft über gute Laune oder Frust.
Trotzdem versuche ich, bei all dem Bildschirmgeflimmer ein Gefühl für die Stadt zu bekommen. Kein Sightseeing-Marathon – eher eine Art Slow Travel mit Alltagsmomenten. Und Sofia ist perfekt dafür. Eine Hauptstadt, aber nicht hektisch. Ein Mix aus Osten und Westen, alt und neu, chaotisch und entspannt.
1. Mit der Metro fahren – und fast daran scheitern
Mein Abenteuer beginnt direkt am Flughafen. Ich will in die Stadt – also rein in die Metro, die hier überraschend modern und zuverlässig ist. Ticketautomat gefunden, Ticket gekauft, alles gut. Doch dann: Das Drehkreuz piept, aber bleibt geschlossen. Noch mal reinstecken. Piepen. Nichts.
Ich werde nervös – und hinter mir staut sich schon eine kleine Menschentraube. Eine ältere Dame beobachtet mich, sagt kein Wort, greift sich schließlich mein Ticket, geht zu einem anderen Eingang, zeigt mir wortlos, wie es geht – und plötzlich klappt’s. Kein Englisch, kein Bulgarisch – nur Gesten, Kopfnicken und ein Lächeln. Kommunikation funktioniert manchmal auch ohne Sprache. Ich liebe solche Momente.

2. Wasser aus den heißen Quellen von Serdika
Mitten im Zentrum von Sofia, direkt an der Metrostation Serdika, stehen ein paar alte, unscheinbare Brunnen. Ich beobachte, wie sich Einheimische Flaschen füllen, Thermoskannen mitbringen, sogar alte Kanister.
Ich bin neugierig – aber auch ein bisschen unsicher. Kann man das wirklich trinken? Ich taste mich ran. Die einzige Touristin weit und breit. Ich halte meine kleine Wasserflasche unter den Strahl und – hoppla! – verbrenne mir fast die Finger. Das Wasser ist wirklich heiß. Und schmeckt leicht mineralisch. Nicht lecker, aber irgendwie … gesund?
Es ist so ein Moment, den ich vermutlich nie vergessen werde. Ich stehe mitten in einer fremden Stadt, trinke heißes Quellwasser, und fühle mich für einen kurzen Augenblick so, als würde ich dazugehören.
3. Arbeiten – auch im Urlaub
Natürlich wäre es schön, einfach nur zu reisen. Aber die Realität sieht anders aus. Ich arbeite auch unterwegs – Deadlines verschwinden schließlich nicht nur, weil ich gerade Baniza esse.
Ja, Baniza – dieses fettige, warme, mit Käse gefüllte Blätterteigwunder ist mein neuer Snack-Favorit. Morgens, mittags, abends. Und ja, manchmal auch nachts.
In einem kleinen Apartment in der Nähe der Vitosha-Straße versuche ich mich an einem Videocall. Vorstellungsgespräch. Alles läuft gut – bis das Internet anfängt zu spinnen. Bild friert ein. Ton weg. Ich schwitze (nicht nur wegen der 33 Grad draußen).
Aber irgendwie klappt es am Ende doch. Der nächste Auftrag steht. Wieder mal zeigt sich: Flexibilität ist mein zweiter Vorname – gezwungenermaßen.
Und dann passiert noch etwas Ungewöhnliches: Ich bestelle mir am Abend ein Glas Wein. Ich! Ich trinke eigentlich nie Wein. Schande über mich, ich weiß. Aber irgendetwas an dieser Stimmung, dieser lauen Nacht auf der kleinen Terrasse eines versteckten Lokals, hat mich verführt. Der bulgarische Rotwein ist überraschend gut. Oder liegt es einfach an der Atmosphäre? Wer weiß. Jedenfalls fühlt es sich für den Moment genau richtig an.

4. Schwimmen, Fernsehen und ein Buch lesen
Nicht jeder Tag ist aufregend. Und das ist okay. Manchmal bin ich einfach nur müde. Vom Arbeiten, vom Reisen, vom Draußensein.
An einem Abend lande ich vor dem Fernseher im Hotelzimmer. „Fluch der Karibik“ läuft. Johnny Depp ist und bleibt mein Lieblingspirat, und ich genieße es, mal nichts zu tun. Am nächsten Tag komme ich nur bis in den Borisova-Garten. Ich sitze auf einer Bank im Schatten, lese ein Buch, beobachte Menschen, döse ein bisschen.
Und an einem anderen Tag, als die Hitze unerträglich wird, flüchte ich in ein öffentliches Schwimmbad. Kein Touristen-Hotspot, keine fancy Poolbar – nur ein einfacher Ort, an dem man sich abkühlen kann. Ich bin die einzige Ausländerin, aber niemand beachtet mich groß. Ich schwimme ein paar Bahnen, lasse mich treiben – im Wasser wie im Leben.
5. Doch noch Touri sein
Natürlich packt es mich irgendwann doch. Ich will wieder was sehen, was erleben. Also steuere ich das Museum of Illusions an – ein Ort voller optischer Täuschungen, Spiegelkabinette und verrückter Perspektiven. Ist schließlich auch kein klassisches Sightseeing in Sofia.
Ich kichere wie ein Kind, mache alberne Selfies und lasse mich von einem Raum mit schiefem Boden komplett aus dem Gleichgewicht bringen. Es ist leicht, sich dort in gute Laune zu verlieren.
Später nehme ich noch an einer kostenlosen Stadtführung teil. Ich habe sie schon beim letzten Mal gemacht, aber jede Tour ist anders – je nach Guide, Gruppe und Tagesform. Dieses Mal erzählt ein junger Bulgare mit trockenem Humor und endloser Geduld von der wechselvollen Geschichte Sofias. Ich lerne Neues, obwohl ich dachte, ich wüsste schon einiges.

Sightseeing in Sofia: Das Fazit? Ein anderes Reisen – aber nicht weniger spannend
Ich hätte nie gedacht, dass eine zweite Reise nach Sofia ohne traditionelles Sightseeing in Sofia mich so anders berühren würde. Keine klassischen Sehenswürdigkeiten, kein hektisches Abklappern von Highlights – stattdessen kleine Alltagsgeschichten, spontane Begegnungen, Arbeiten unter Palmen (na gut, eher Platanen), und viel Zeit für mich selbst.
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote, die auch nichts mit Sightseeing in Sofia zu tun hat: Am letzten Abend gehe ich in ein Restaurant, bestelle völlig selbstbewusst auf Englisch, und bekomme … exakt das Falsche. Ich lache, der Kellner lacht, wir winken es ab. Er bringt mir trotzdem, was ich eigentlich wollte – und ein Schnapsglas Rakija aufs Haus. „For your patience“, sagt er grinsend.
Und ich denke: Genau das ist es. Reisen als Freelancerin ist manchmal chaotisch, manchmal stressig, aber immer voller Geschichten. Und Sofia? Kommt bestimmt noch ein drittes Mal dran.
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