Plowdiw – Ein interessanter kultureller und architektonischer Mix
„Eine Seefahrt die ist lustig,
Kinderlied – diverse Interpreten
Eine Seefahrt, die ist schön,
Denn da kann man fremde Länder
Und noch manches andre sehn.“
Plowdiw liegt mehr oder weniger in der Nähe der bulgarischen Hauptstadt. Da ich im Vorfeld bereits einige potenzielle Ziele in Bulgarien recherchiert habe, hatte ich die Stadt bereits auf dem Schirm. Angeblich war sie mal die Kulturhauptstadt Europas und gilt als eine der ältesten noch besiedelten Orte. Als sich meine Zeit in Sofia dem Ende zuneigt, beschließe ich daher, mit dem Zug das Land zu erkunden. Nachdem ich in Plowdiw einige Nächte verbracht habe, möchte ich noch kurz an das Schwarze Meer bei Burgas, um ein wenig die Sonne zu genießen.
Gleich vorneweg: Zugfahren in Bulgarien scheint sehr billig zu sein. Ich bezahle umgerechnet 5 Euro für eine Fahrt in das ungefähr 150 Kilometer entfernte Plowdiw (wahlweise schreibt man die Stadt auch „Plovdiv“). Dafür dauert die Reise allerdings auch knappe viereinhalb Stunden. Am Bahnsteig angekommen, sehe ich auf der Anzeigentafel, dass mein Zug von Gleis 1 abfährt. An Gleis 1 stehen blöderweise zwei Züge, ohne Anzeigetafeln.
Das Bahnpersonal, welches natürlich kein Englisch spricht, guckt auch eher ratlos, lotst mich dann aber irgendwie zum richtigen Zug. Ich finde sogar den passenden Sitzplatz. Und werde prompt von der Zugbegleiterin rausgeschmissen. Eine zweite Bahnangestellte schickt mich hingegen genau wieder zu diesem Abteil zurück. Ich bin verwirrt, genervt und ziemlich gestresst. Irgendwann werde ich dann zu einem anderen Sitzplatz bugsiert, weil die zwei Damen das Abteil für sich beanspruchen. Ich habe noch nichts gegessen, muss dringend auf die Toilette (wo es dummerweise kein Toilettenpapier gibt) und im Zug ist es brütend heiß. Das kann ja heiter werden.
Wie in Plowdiw Geschichte auf Moderne trifft
Trotz meiner schlechten Laune während der Zugfahrt, schaffe ich es, die vorbeiziehende Landschaft zu bewundern. Grüne Wälder wechseln sich dabei mit kleinen Dörfern, verlassenen Gebäuden, illegalen Müllhalden auf Feldern und riesigen Feuern, die bestialisch stinken, ab. In Plowdiw angekommen, mache ich es mir erst einmal in meiner Unterkunft gemütlich. Schnell noch bei Lidl einkaufen und dann in aller Ruhe mein Abendessen kochen. Ich werde wahrscheinlich früh ins Bett gehen, denn ich bin von der Reise ganz schön geschafft.
Am nächsten Morgen ist wunderschönes Wetter und die vielen Schulen in meiner Nachbarschaft erwachen zum Leben. Plowdiw zeigt sich von seiner besten Seite. Das Viertel, in dem ich untergebracht bin, ist zwar keineswegs besonders sehenswert, aber auch nicht allzu besorgniserregend. Ganz normal für bulgarische Verhältnisse schätze ich. Außerdem erreicht man die Innenstadt von Plowdiw schnell zu Fuß. Überall in der beschaulichen Innenstadt beziehungsweise Altstadt findet man Überreste der griechischen Besiedlungsgeschichte (oder waren es doch die Römer?). Um mir einen Überblick zu verschaffen, steige ich einen der vielen Hügel hinauf zum Aljoscha-Denkmal. Die Aussicht ist absolut atemberaubend. Allgemein versuche ich mich dem entschleunigten Tempo in der Stadt anzupassen.
Kurzer Zwischenstopp am Meer in Burgas
Nach vier Tagen in Plowdiw geht es weiter nach Burgas. Ich bin gespannt auf den kleinen Touristenort am Schwarzen Meer. Anschließend möchte ich mit dem Zug zurück nach Sofia, um meinen Flug zurück nach Deutschland zu erwischen. In Burgas angekommen, staune ich zuerst nicht schlecht: Der Sand am Meer ist tatsächlich phasenweise schwarz, selbst in diesem Touristenhotspot kann keiner Englisch und das Schwarze Meer beherbergt große Quallen, die an den Strand gespült werden. Es gibt in der Stadt einige nette Geschäfte zum Bummeln, vieles ist jedoch zu, da ich außerhalb der Saison dort bin. Die Sonne gibt aber noch einmal ihr Bestes, sodass ich mich einfach etwas treiben lasse, bevor mein Zug nach Sofia abfährt.
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