Ehemaliger Herzogspalast in Dijon

Dijon – Mehr als nur Senf

„Sonnenschein ist köstlich, Regen erfrischend, Wind fordert heraus, Schnee macht fröhlich; im Grunde gibt es kein schlechtes Wetter, nur verschiedene Arten von gutem Wetter.“

John Ruskin

Bei meiner Abfahrt aus Lyon ist es kalt und regnet. Dazu peitscht ein unbarmherziger Wind. Als ich mein Gepäck zusammensuche, stoße ich mir in dem kleinen Dachstudio zusätzlich noch den Kopf. Anschließend geht es den Hügel hinauf zu dem öffentlichen Parkplatz, wo ich mein Auto die letzten Tage abgestellt hatte. Hoffentlich steht es noch. Meine Arme beginnen zu schmerzen, da ich meine Reisetasche konstant vom nassen Boden fernhalten möchte. Zusätzlich bemerke ich eine blutige Stelle an meinem rechten Fuß. Die muss jetzt warten. Glücklicherweise ist mein Fahrzeug noch an Ort und Stelle.

Kaum zu glauben, dass ich mich vor wenigen Monaten in Avignon fast kaputt geschwitzt habe. Und je näher ich Dijon komme, desto herausfordernder wird die Wetterlage. Guter Dinge beschließe ich, den restlichen Tag mit Arbeit in meiner Unterkunft zu verbringen. Doch diese entpuppt sich als absolutes Desaster. Neben seltsamen Flecken an der Wand finde ich fremde Schamhaare auf meinem angeblich frisch bezogenen Bett. In Ermangelung von überdachten Beschäftigungsmöglichkeiten in der Nähe, flüchte ich zwei Stunden in den örtlichen Ikea. Anscheinend habe ich mich im Industriegebiet einquartiert.

Markthalle konzipiert von Gustav Eiffel
Markthalle konzipiert von Gustav Eiffel

Auf den Spuren von Gustav Eiffel

Nach einer mehr als unruhigen Nacht bin ich am nächsten Morgen schlecht gelaunt. Wenigstens ist es teilweise warm. Doch das ändert sich quasi minütlich. Ratlos schnappe ich mir kurze Hosen mit einem langen Shirt und eine Regenjacke. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, heißt es doch. Deshalb spaziere ich jetzt einfach mal in die Stadt. Dort kam angeblich der Erbauer des Eiffelturms, der eine widersprüchliche Geschichte hinter sich hat, auf die Welt. In der Markthalle fühle ich mich auch direkt an das Design erinnert.

Doch bevor ich diese erreiche, irre ich erst einmal klatschnass durch Dijon. Ein Platzregen nach dem anderen verlangt nach meiner Aufmerksamkeit. Die Regenjacke lasse ich in meinem Rucksack, damit die Kamera nicht auf Tauchstation geht. Elektronik verträgt sich bekanntlich schlecht mit Wasser. Abgesehen von dem weltberühmten Senf aus der Region, zu dem ich gerne im Supermarkt greife, sagt mir die Stadt Dijon rein gar nichts. Dabei sollte sie das. Denn die ehemaligen Herzöge von Burgund hatten dort ihren Sitz. Das sieht man vor allem in der Altstadt an beeindruckenden Fassaden und überdimensional großen Gebäuden.

Altstadt von Dijon
Altstadt von Dijon

Natürlich muss ich mir an zumindest ein Glas Dijon-Senf aus der Stadt als Andenken besorgen. Es sollen hier abenteuerliche Varianten verkauft werden, sodass ich auf eine kulinarische Entdeckungsreise gespannt bin. Doch ich finde nichts. Bei dem regnerischen Wetter macht ein Blick auf die Papierkarte in etwa so viel Sinn wie ein Badeanzug im Winter. Aus diesem Grund versuche ich mein Glück in der Markthalle von Dijon. Dort gibt es so gut wie alles zu kaufen. Ein Stand bietet fast ausschließlich echte Vanille in nahezu jeder Variation an. Nur weit und breit eben kein Dijon-Senf. Frustriert bin ich kurz davor aufzugeben, als ich ein rosafarbenes Senfglas entdecke. Neugierig beginne ich zu feilschen. So komme ich schließlich doch noch zu meinem Senf.

Am nächsten Tag lasse ich Dijon bei Nebel hinter mir. In dieser Suppe sehe ich nur wenige Meter weit. Beruhigenderweise halten es einige Autofahrer für unnötig, Licht einzuschalten. Nach einer Stunde bin ich fix und fertig. Darauf erst einmal einen Kaffee. An einer Raststätte reihe ich mich selbstbewusst in die Schlange der Cafeteria ein. Kurzfristig gerate ich dann doch ein bisschen ins Schlingern. Ich werde gefragt, ob ich einen französischen oder einen englischen Kaffee möchte. Aus Italien kenne ich nur die amerikanische Variante. Wird wahrscheinlich ähnlich wie die englische sein. Unterschiedlicher könnte das Endresultat wohl kaum sein, denn der englische Kaffee enthält Milch.

Weitere Impressionen von Dijon

Bauarbeiten in der Altstadt
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Da kann ich mich den Franzosen nur anschließen
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Dijon-Senf einmal in rosa
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