Eine der vielen Kirchen in Lyon

Lyon: Wo sind bloß Asterix und Obelix?

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.“

Forrest Gump

Meiner Abreise aus Vic sehe ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Eigentlich bin ich ziemlich froh, endlich mal wieder irgendwo anzukommen und nicht alle 3 Monate erneut die Koffer zu packen. Aber andererseits fühle ich mich auch in Spanien nach dieser Zeit bis zu einem gewissen Grad heimisch. Auf dem Weg aus der Stadt raus streikt dann prompt mein Navigationsgerät, ich schalte bei einer Abzweigung zu langsam und schon fahre ich einen Umweg über Barcelona. Da ich mir vorgenommen habe, die Fahrt langsam anzugehen, habe ich einen Zwischenstopp in Montpellier eingeplant.

Der Löwe als Wahrzeichen von Lyon ist allgegenwärtig
Der Löwe als Wahrzeichen von Lyon ist allgegenwärtig

Leider ist mir entgangen, dass seit 2 Wochen die Arbeiter der Raffinerien in Frankreich streiken. Dementsprechend ist der Sprit knapp. Aus diesem Grund lasse ich am folgenden Tag das Auto stehen und entscheide mich gegen einen letzten Besuch am Strand. Stattdessen sondiere ich zu Fuß erst einmal die Benzinlage. An zwei Tankstellen bilden sich ellenlange Schlangen, die dritte ist komplett geschlossen. Die Bilanz des Tages: Schmerzende Füße und komischerweise eine äußerst positive Grundstimmung. Diese verfliegt jedoch am nächsten Morgen, als ich mit 1/4 Tankinhalt händeringend nach Benzin suche. Letztendlich komme ich jedoch wohlbehalten in Lyon an.

Die Hauptstadt Galliens von ihrer besten (?) Seite

Das heutige Lyon geht auf den Ort „Lugdunum“ zurück, der zur römischen Kaiserzeit die wichtigste Stadt der Gallier war. Fast schon erwarte ich, im Lyon der Neuzeit irgendwelche Referenzen zu Asterix und Obelix zu finden. Natürlich gibt es die nicht, denn das Dorf der erfundenen keltischen Gallier befände sich eher in der Bretagne. Trotzdem bin ich sehr gespannt, was die Stadt für mich bereithält. Bereits nach wenigen Metern zeigen sich Extreme: Einerseits fühle ich mich sehr sicher, andererseits sind Obdachlose und zwielichtige Gestalten allgegenwärtig. Im Sonnenlicht ist das kein Problem, bei der Dämmerung bin ich aber wieder in meiner Unterkunft.

Buntglasfenster aus dem 13. Jahrhundert
Buntglasfenster aus dem 13. Jahrhundert

Einem älteren Herrn gebe ich vor der Kathedrale 2 Euro. Er sieht abgekämpft aus und bedankt sich überschwänglich. Meinen Geldbeutel lasse ich jedoch überwiegend im Rucksack. Genau wie meine Kamera. Diese kommt nur an besonderen Orten zum Einsatz, beispielsweise am römischen Theater oder im Stadtteil Fourvière, wo man nicht nur einen tollen Blick auf Lyon genießen, sondern auch die Basilika bestaunen kann.

Automatisch sammele ich dabei Fersengeld: Am Ende des Tages bin ich seit fast 4 1/2 Stunden ununterbrochen auf den Beinen. Das erste Highlight ist, dass ich mir in Lyon ein hochauflösendes Foto von meiner Iris machen lasse, was äußerst fantasievoll aussieht. Das zweite Highlight ist die Fahrt mit der öffentlichen Bergbahn durch einen langen Tunnel. Da ich mich in engen Orten etwas unwohl fühle, bin ich nach dieser Erfahrung außerdem richtig stolz. Zudem hat Lyon allgemein eine entspannende Wirkung auf mich, vielleicht liegt das aber auch nur am strahlenden Sonnenschein.

Die Saône
Die Saône
Die Rhône
Die Rhône

Am nächsten Tag versuche ich mir den Tag, ohne größere finanzielle Ausgaben, zu vertreiben. Das funktioniert in Lyon überraschend gut. Ich habe in einem Reiseführer gelesen, dass im Parc de la Tête d’Or (zu Deutsch in etwa: „Park des goldenen Kopfes“) ein Zoo mit afrikanischen Wildtieren frei zugänglich ist. Also nichts wie hin! Dabei laufe ich wieder durch das Stadtzentrum von Lyon. Das liegt auf einer Insel zwischen der Rhône und der Saône. Die Fische aus der Rhône sind angeblich nicht essbar. Das hält manche Zeitgenossen jedoch nicht vom Angeln ab.

Wenn die Iris zum Kunstwerk wird
Wenn die Iris zum Kunstwerk wird

Nachdem ich einmal quer durch Lyon gelaufen bin und dabei von den Hügeln nach dem Mont Blanc Ausschau halte (den sieht man aber nur bei klarem Wetter und ich habe Pech), komme ich nach anderthalb Stunden im Park an. Und der kostenlose Zoobesuch lohnt sich: Neben Giraffen und Zebras sehe ich das erste Mal in meinem Leben einen Panther, 2 Löffelhunde und 3 Sandkatzen. Die Unterhaltungen der Besucher sind aber ein wenig befremdlich. Denn so interessant die Tiere auch sind, ich bin mir immer bewusst, dass es sich um unberechenbare Wildtiere handelt, die überall sein sollten, nur nicht in einem Zoo in Lyon.

Weitere Impressionen von Lyon

Irish Pub in der Altstadt mit Humor
Irish Pub in der Altstadt mit Humor
Kreativität ganz im Stile der Iren
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Brunnen im Stadtzentrum
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Lyon von oben
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Überreste des römischen Theaters
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Giraffen im zoologischen Bereich eines Parks
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Fassade des Opernhauses
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Einsames Zebra ohne Herde
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Verschönerung einer Hauswand
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Turm im Stadtteil Fourvière
Turm im Stadtteil Fourvière

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