Skyline von Benicàssim

Benicàssim – Simsalabim?

„Nichts gegen die Ärzte, großartige Leute. Früher, bei einem Mückenstich, kratzte man sich. Heute können sie Ihnen zwölf Salben verschreiben und keine nützt, aber das ist doch Leben und Bewegung.“

Gottfried Benn

Pünktlich zu meiner Abfahrt aus Yecla beginnt es zu regnen. Noch freue ich mich über das unerwartet kühle Wetter. Nachdem mein Auto voll beladen ist, mache ich mich auf den Weg nach Benicàssim. Anders als der Name vermuten lässt, liegt der Ort unweit von Valencia und nicht in arabischsprachigen Gefilden. Eigentlich wäre mir ein Abstecher nach Valencia lieber gewesen, aber dort kann ich mir keine Unterkunft leisten, die auch nur ein bisschen erholsamen Schlaf verspricht. Und mit Parkplätzen sieht es auch verdammt mau aus.

Deshalb möchte ich Valencia links liegen lassen und in Benicàssim einige Tage am Strand verbringen. Vielleicht unternehme ich auch noch einen Ausflug in das nahegelegene Naturschutzgebiet. Auf der Fahrt in das Örtchen am Meer wird der Regen aber immer schlimmer. Ich sehe schon meine Felle davon schwimmen. Außerdem sind sogar die spanischen Autofahrer auf einmal sehr gestresst. Bei einer Pause an einer Tankstelle schaue ich nur in mürrische Gesichter. Na herrlich. Trotz allem lasse ich mich nicht beirren, denn meine Verständigungsprobleme haben sich zumindest merklich gebessert. Ich kriege prinzipiell, was ich möchte. Ist doch ein Anfang.

Schild auf der Toilette einer Tankstelle
Schild auf der Toilette einer Tankstelle

Zurück in die Vergangenheit

In Benicàssim angekommen, erwartet mich ein Hotel im Stil der 1970er Jahre (zumindest stelle ich mir diese Zeit so vor). Es ist alles sehr in die Jahre gekommen, jedoch ist die Familie, die es führt, freundlich und ein williges Opfer für meine weitere Erprobung der spanischen Sprache. Mit einem Gewitter als Hintergrundgeräusch schlafe ich positiv gestimmt ein. Und wache nach nicht einmal vier Stunden wieder auf. Der Grund: Eine asiatische Tigermücke, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, an mir ihren Durst zu stillen. Kaum mache ich das Licht an, ist das Vieh natürlich weg. Als ich die Stiche (es sind sechs) im Spiegel begutachte, fällt mir auf, dass die Haut rundherum angeschwollen ist.

An Schlaf ist deshalb die restliche Zeit nicht mehr zu denken. Dummerweise ist diese Mückenart auch tagaktiv, sodass ich nie sicher vor ihr bin. Als wäre das noch nicht genug, muss ich selbstverständlich gleich mal googeln, was für Krankheiten diese Tiere übertragen können. Böser Fehler. Entschlossen mich abzulenken, spaziere ich durch das verregnete Benicàssim und kann nur staunen. Außer einem Sandstrand scheint der Ort wirklich nicht allzu viel zu bieten. Wenigstens kommt am Nachmittag die Sonne raus.

Der Strand von Benicàssim bei Regenwetter
Der Strand von Benicàssim bei Regenwetter

Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit fühlen sich die 32 Grad direkt mal wie fast 40 Grad an. Das mit dem Umzug in die Tropen beziehungsweise in die Sahara sollte ich dringend überdenken. Mein Körper findet dieses Wetter nämlich gar nicht witzig. Damit ich in Benicàssim zumindest die Chance habe, etwas zu schlafen, muss dringend die Chemiekeule zur Mückenabwehr her. Der Hitze, die mich stark an Avignon erinnert, sage ich mit einem Deckenventilator den Kampf an. Und siehe da: Es funktioniert zumindest so gut, dass ich am nächsten Tag in Benicàssim auf die Jagd nach Briefmarken gehen kann. Für mehr reicht es dann allerdings doch nicht, da ich bei Schlafentzug zum Tier werde – zum Faultier.

Benicàssim bei Sonnenschein
Benicàssim bei Sonnenschein

Rückkehr nach Vic

Benicàssim verlasse ich mit gemischten Gefühlen. Das Meer werde ich definitiv vermissen. Als ich jedoch in Vic ankomme, erwartet mich eine volle WG. Auf einmal teile ich mir die Wohnung mit drei Studentinnen. Schön, dann kommt zumindest etwas Leben in die Bude. Frohen Mutes möchte ich der Stadt noch eine Chance geben und gehe ins örtliche Schwimmbad. Dort bin ich stolz wie Bolle, dass ich

  1. mich mit der Kassiererin auf Spanisch verständigen kann.
  2. ich 50 Prozent ihrer Erklärung, die ein Gemisch aus Katalanisch und Spanisch ist, auch noch verstehe.

Sobald ich die Schwimmhalle betrete, versuche ich mir mentale Scheuklappen anzulegen. Ich bin meistens durchaus mit mir zufrieden. Doch hier laufen heute anscheinend nur Models rum. Da kriegt man ja zwangsläufig Komplexe. Kurzentschlossen stürze ich mich ins Becken. Und werde nach 12 Bahnen aus dem Schwimmbad geworfen. Ich hätte eine Schwimmkappe tragen sollen. Wie toll, dass man mir das vorher gesagt hat.

Mein geplanter Besuch in Andorra fällt wegen meiner Vorbereitungen für die Heimreise flach. Ich habe keine Lust, so lange Auto zu fahren. Im Auto sitze ich auf dem Weg nach Deutschland noch genug. Gönne ich mir eben ein entspanntes Wochenende. Denkste. Am Sonntag wache ich mit Bauchgrummeln und Übelkeit auf. 10 Minuten später hänge ich über der Kloschüssel beziehungsweise dem Waschbecken (teilweise fast beides gleichzeitig) und komme dort für 5 Stunden nicht mehr weg. Einige Tage später schaffe ich es zumindest selbstständig in den Supermarkt. Eine Magen-Darm-Grippe ist schon was Tolles, vor allem, wenn man sie das erste Mal alleine weit weg von Zuhause bekommt.

Weitere Impressionen von Benicàssim

Strandpromenade von Benicàssim
Strandpromenade von Benicàssim
Liegen aus Stein
Liegen aus Stein
Geht das wirklich noch als Villa durch?
Geht das wirklich noch als Villa durch?

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