Zentrale Innenstadt von Montpellier

Montpellier – Zerfließen in der Altstadt

„Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war.“

Mark Twain

Vollkommen entnervt komme ich in Montpellier an. Der Grund dafür ist schnell zusammengefasst, wenngleich ich ihn gerne ein wenig ausschmücke, obwohl ich mich dabei tierisch aufregen werde: Aufgrund der zunehmenden Hitze werde ich im Süden Frankreichs noch nachtaktiver als es meinem Wesen ohnehin schon entspricht. Hinzu kommen meine französischen Nachbarn in Narbonne, die von Nachtruhe nicht allzu viel halten. Bis mindestens vier oder fünf Uhr morgens ist in meiner Straße Hochbetrieb. Ich brauche dringend einen Ventilator, ansonsten kann ich bei geschlossenem Fenster nicht schlafen.

Der Place de la Comédie in der Altstadt von Montpellier
Der Place de la Comédie in der Altstadt von Montpellier

Den Kauf des Ventilators muss ich jedoch auf den Zeitpunkt nach meiner Reise verschieben. Als ich mich frühmorgens auf den Weg zum Bahnhof von Narbonne mache, um mit dem Zug nach Montpellier zu fahren, kann ich meine Augen kaum aufhalten. Passenderweise geht mir das Lied „36 Grad“ nicht mehr aus dem Kopf. Leiden konnte ich das im Übrigen noch nie. Im Inneren der Bahn gibt mir dann der allmorgendliche Pendlerverkehr den Rest. Es kostet mich alles, nicht lauthals auf Deutsch loszufluchen.

Die Studentenstadt Montpellier

Während der Zugfahrt bin ich mindestens zwei- bis dreimal weggenickt. Als das Mädchen schräg gegenüber von mir allerdings anfängt, laut schmatzend auf ihrem Kaugummi herumzuklappern, packt mich die Mordlust. Bei diesem Geräusch war ich schon immer versucht aus der Haut zu fahren. Nach knapp einer Stunde komme ich in Montpellier an. Das junge Ding lebt übrigens noch und verfügt außerdem über alle ihre Gliedmaßen. An dieser Stelle beglückwünsche ich mich zu meiner fast übermenschlichen Selbstbeherrschung.

In Parks suchen viele Menschen Schutz vor der sengenden Sonne
In Parks suchen viele Menschen Schutz vor der sengenden Sonne

Neugierig suche ich den Ausgang des Bahnhofs und stehe eine Sekunde später auch schon in der sengenden Hitze. Vor einer ellenlangen Baustelle. Warum kommt man eigentlich anscheinend überall auf der Welt auf die Idee, diese Arbeiten im Sommer zu erledigen? Damit die Arbeiter garantiert einem Hitzschlag erliegen? Die Armen sehen auf jeden Fall fix und fertig aus. Ich stürze erst einmal in das nächstgelegene klimatisierte Etablissement, was in diesem Fall ein MacDonalds ist. Da mache ich die Entdeckung, dass es dort sogar gesundes Essen gibt – Zufrieden nuckele ich an meinem Orangensaft, bis ich wieder raus in die Hitze muss.

Sightseeing in brütender Hitze

Mir fällt in den Straßen unmittelbar auf, dass die Bevölkerung von Montpellier eher jung ist. Der Ort wird seinem Ruf als Studentenstadt, meiner Ansicht nach, mehr als gerecht. Passenderweise begegnet mir in der Touristeninformation auch gleich eine deutsche Studentin, von der ich mir einen Stadtplan besorge. Bevor ich allerdings in meiner Unterkunft einchecken kann, muss ich noch mindestens fünf Stunden die Zeit totschlagen. Dementsprechend spaziere ich bei 39 Grad durch die Altstadt von Montpellier. Dass ich versuche, mich möglichst wenig in der Sonne aufzuhalten, versteht sich dabei von selbst.

Auch in die schmalen Gassen der Altstadt verirrt sich kein Sonnenstrahl – zumindest nicht direkt
Auch in die schmalen Gassen der Altstadt verirrt sich kein Sonnenstrahl – zumindest nicht direkt

Obwohl ich ansonsten wirklich einen Faible für ältere Gebäude habe, will sich bei mir die Hochstimmung dieses Mal nicht so recht einstellen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich mein gesamtes Gepäck auf dem Rücken trage und vollkommen übermüdet bei fast 40 Grad Kilometer sammele. Eine Pause gönne ich mir anschließend im botanischen Garten von Montpellier. Dort erkläre ich einer Japanerin zudem mal schnell, was der Türsteher von ihr wollte. Sie hat diesem lächelnd zu verstehen gegeben, dass sie seinen Hinweis auf Französisch nachvollziehen kann, anhand ihrer Miene lässt sich jedoch ableiten, dass sie den Satz nicht verstanden hat. Kein Wunder, auch mit mir sprechen die Menschen nach wie vor in Lichtgeschwindigkeit.

An Monumenten herrscht in Montpellier kein Mangel
An Monumenten herrscht in Montpellier kein Mangel

Wahlweise weise ich mein Gegenüber dann darauf hin, dass es doch bitte langsamer sprechen möge. Meist wird dies konsequent ignoriert. Ich versuche es als Kompliment zu sehen, denn wenn meine Aussprache so schrecklich wäre, kämen die Bewohner Frankreichs wohl kaum auf die Idee, mich derart schnell zuzuquasseln, oder? Sicher bin ich mir bei dieser Schlussfolgerung allerdings nicht. Manches Mal verlege ich mich jedoch auch einfach auf die Taktik „Ich spreche leider kein Französisch“ oder „Lächeln, nicken, später augenrollen“. Erstere wende ich in meinem Hotel beim Check-In an, da ich natürlich, stur wie ich nun mal bin, entschieden habe, die gesamte Strecke weder mit dem Bus oder der Straßenbahn, sondern zu Fuß zurückzulegen. Anschließend falle ich nur noch erschlagen ins Bett.

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Piraten leben wohl auch in Montpellier hoch
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Ein Blick in den botanischen Garten
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Grünflächen gibt es in der Stadt vergleichsweise viele
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Mal wieder so ein kleines Bauwerk...
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