Gondeln in Venedig

Venedig sehen und sterben

Die Liebe besteht zu drei Viertel aus Neugier.“

Giacomo Casanova

Die Rialtobrücke, der Markusplatz, die Abenteuer von Marco Polo oder auch der berühmte Karneval: Es gibt viele Gründe, warum Venedig eine Besuch Wert ist. Aufgrund unzähliger fiktionaler Bücher gepaart mit einem regen geschichtlichen Interesse, zählt der Ort wahrscheinlich sogar zu meinen ganz persönlichen Top Ten. Als ich mich morgens in Pisa auf den Weg mache, fühle ich mich wie elektrisiert. Ich kann kaum glauben, dass ich heute Abend im Herzen von Venedig schlafen werde.

Doch erst einmal geht es für mich durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft – Gebirge wird von Flachland abgelöst, am Straßenrand stehen sowohl gut instandgehaltene Villen als auch halb verfallene Gebäude. Insgesamt dauert die Fahrt nach Venedig knapp sieben Stunden, weil ich die Mautstraßen meide. Fix und fertig stelle ich mein Fahrzeug im Stadtteil Mestre ab. Dieser liegt auf dem Festland und ist praktischerweise durch eine Zugverbindung mit der Lagunenstadt verbunden. Da ich nur einen Rucksack mitnehme, hoffe ich, dass mir niemand das Auto aufbricht oder es sogar klaut. Nachdem es allerdings etwas ramponiert aussieht, bin ich guter Dinge. Das wird keiner wollen.

Einer der zahlreichen Seitenkanäle der Lagunenstadt
Einer der zahlreichen Seitenkanäle der Lagunenstadt

Der Puls von Venedig

Bereits aus dem Zug sehe ich die ersten Gebäude von Venedig. Und freue mich wie eine Schneekönigin. Als ich schließlich den Bahnhof Santa Lucia verlasse, verschlägt es mir die Sprache. Wenn ich in die Stadt Perugia verliebt bin, ist Venedig meine Heimat. Meine Augen konzentrieren sich auf einen Kanal, ich höre das Rauschen des Wassers, die Möwen machen lautstark mit ihren Schreien auf sich aufmerksam und immer wieder fährt ein Boot an mir vorbei.

Sofort habe ich das Gefühl hierher zu gehören. Das wird von meiner Unterkunft, die in einem ehemaligen Konventsgebäude liegt, noch unterstützt. Selbst die unmittelbare Nachbarschaft von zahlreichen Luxusgeschäften wie Louis Vitton, Dolce & Gabbana sowie anderer Marken, ändert daran nichts. Ein Aufkleber auf dem „Venedig hasst Touristen“ steht, amüsiert mich nur milde. Vollkommen ausgehungert suche ich mir in einer der Seitengassen rund um den Markusplatz ein Restaurant. Während des Abendessens stelle ich fest, dass ich in Italien zugenommen habe. Daraufhin bestelle ich mir erst einmal ein Tiramisu zum Nachtisch.

Musikalische Untermalung auf dem Markusplatz

Ein Tag in der Lagunenstadt

Aufgrund der Tatsache, dass ich mir mein Zimmer nicht nur mit einem lautstark schnarchenden Zeitgenossen, sondern ebenfalls mit unzähligen Stechmücken teile, schlafe ich sehr unruhig. Mitten in der Nacht stehe ich auf, um ein wenig Wasser zu trinken. Schlaftrunken drehe ich den Wasserhahn auf und spucke fast los. Das Leistungswasser ist stark gechlort, was ich mir allerdings auch hätte denken können. Dankenswerterweise dämmere ich danach in einen traumlosen Schlaf hinüber, der erst um zehn Uhr endet.

Nun habe ich allerdings gehörig Hunger. Gleichzeitig lasse ich mich von Venedig einfach treiben. Vorbei an kleinen Brücken unter denen Gondeln hindurchfahren bis hin zu einer Bäckerei. Dort bestelle ich mir mit einer zu französisch anmutenden Aussprache ein Croissant. Die Verkäuferin wechselt fast wie von selbst ins Französische. Auch gut, dann kommunizieren wir eben auf Französisch. Allgemein herrscht in Venedig ein buntes Gewirr von zahlreichen Sprachen, sodass ich fast schon das Gefühl habe, nicht mehr in Italien zu sein.

In Venedig ist selbst das Kiosk anders
In Venedig ist selbst das Kiosk anders

Nachdem ich lange entlang der kleinen und großen Kanäle der Stadt spaziert bin – an der Rialtobrücke lasse ich mich außerdem dazu hinreißen, mir eine venezianische Maske zu kaufen – packt mich wieder der Hunger. Im Restaurant wird mir erneut bewusst, dass ich mich auf italienischem Staatsgebiet befinde. Denn die Kellner tragen zwar keinen Anzug wie diejenigen auf dem Markusplatz, sie sind jedoch mindestens so selbstbewusst wie ich es von Italienern inzwischen gewohnt bin.

Zufrieden registriere ich, dass die Bestellung ohne Weiteres auf Italienisch klappt. Zwar mit kleinen Schönheitsfehlern, aber ich will mal nicht zu pingelig mit mir selbst sein. Während ich entspannt an meinem venezianischen Aperol Spritz nippe, der übrigens angeblich in Venedig erfunden wurde, denke ich über diese Stadt nach, in der ich sofort einziehen würde, obwohl ich sie gerade erst einen Tag kenne.

Weitere Impressionen aus Venedig

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