Avignon – Verwechslung in bester Gesellschaft
„People with weaknesses get killed by the people who lack them. Notice I’m not dead.“
Sherrilyn Kenyon
Da Avignon von Montpellier quasi nur einen Katzensprung entfernt ist, nehme ich am Samstagmittag den Zug dorthin. Glücklicherweise kostet die Zugfahrt an diesem Wochenende einfach nur einen Euro, anscheinend habe ich irgendein besonderes Angebot der französischen Bahn erwischt. Mir soll es Recht sein. Die Stadt steht schon seit Längerem auf meiner Hitliste, warum weiß ich allerdings nicht mehr so genau. Das hatte irgendeinen historischen Hintergrund, wobei ich mir unsicher bin, ob ich Avignon nicht mit Avalon aus der Artussage verwechsele. Egal. Auf jeden Fall bin ich voller Vorfreude, als ich ausgeschlafen in den Zug steige.

Montpellier lasse ich nur schweren Herzens hinter mir, da ich der Stadt gerne noch ein oder zwei Tage gewidmet hätte, aber die Aussichten auf einen Tag in Avignon vertreiben meine schlechte Laune schnell. Als Allererstes fällt mir in Avignon die Temperatur auf: Es sind 45 Grad. Das hätte mich nicht weiter wundern sollen, da die Stadt, anders als Montpellier, im Landesinneren von Frankreich liegt. Gleichzeitig hätte ich mit diesem Hitzeeinbruch nun wirklich nicht rechnen können, schließlich hatte ich mir die Vorstellung von sengendem Asphalt für Spanien im Hochsommer reserviert – falsch gedacht, würde ich sagen.
Touristisches Unesco-Welterbe
Da ich mich mal wieder nach einem klimatisierten Raum sehne, hole ich mir erst in der Touristeninformation einen Stadtplan und mache mich danach schnurstracks auf den Weg in mein Hotel. Das finde ich natürlich nicht, sodass ich mich auf Französisch durchfragen muss. Die Passanten, die ich anspreche, reagieren allerdings allesamt sehr hilfsbereit – Geht doch. Meine Sprachkenntnisse scheinen wohl nicht die Schlechtesten zu sein.

In meiner Unterkunft angekommen bestaune ich zuerst das 600 Jahre alte Gebäude, bevor ich in meinem Zimmer die Klimaanlage anschmeiße. Jetzt ist Fünfe gerade sein lassen angesagt. Den Abendspaziergang lasse ich mir hingegen nicht nehmen. Es ist zwar immer noch unfassbar heiß draußen und meine Füße tun mir weh, doch die Neugier überwiegt. Staunend laufe ich durch die Altstadt von Avignon.
Historische Stadt mit internationalem Charme



Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einen Ort mit einer vollständig intakten Stadtmauer gesehen habe. Schön ist es hier. Und die Stadt hat ihren Platz auf der Welterbe-Liste der Unesco mehr als verdient. Die religiöse Bedeutsamkeit von Avignon scheint inzwischen der Vergangenheit anzugehören, wenngleich in der heutigen Zeit Touristen aus aller Herren Länder dorthin pilgern. Das bunte Sprachgemisch tut mir nach meiner Zeit in Narbonne überaus gut. Ausschließlich Französisch zu hören, ist dann doch nicht das Höchste der Gefühle – zumindest für mich.
Am nächsten Tag bestätigt sich meine Vermutung, dass die meisten der Touristen so gar nicht in der Landessprache kommunizieren können. Noch nicht mal „bitte“ und „danke“ scheinen viele zu kennen, wobei Ausnahmen auch hier glücklicherweise vorkommen. Sie sind jedoch äußerst selten. Das scheint zumindest den Kellner in dem Restaurant, wo ich nach meinem Besuch des eindrucksvollen Papstpalastes eingekehrt bin, keineswegs zu stören. Er singt in mehreren Sprachen, vor allem auf Englisch, munter vor sich hin. Auch im Gespräch stellt er sich als äußerst gewitzt heraus. Am liebsten würde ich das Restaurant gar nicht mehr verlassen, so gut unterhalten fühle ich mich.

Irgendwann eise ich mich dann mehr oder weniger notgedrungen doch von dem Gasthof los. Bis mein Zug zurück nach Narbonne geht, bleibt mir noch mehr als genug Zeit, um Avignon im Schnelldurchlauf zu entdecken. Natürlich – wie sollte es auch anders sein? – in der vorgezogenen Sommerhitze. Ob der Herbst dieses Jahr auch früher Einzug hält? Mit einem Eis lässt sich jedoch so gut wie jeder Sommertag versüßen. Ich esse sicherheitshalber direkt einmal zwei. Zuerst ein Softeis und anschließend ein traditionell hergestelltes Exemplar bei dem die Bedienung ebenfalls zu vergessen scheint, dass ich einen ausländischen Akzent habe. Das Wochenende verbuche ich insgesamt als einen großen Erfolg und bestaune während der Rückfahrt in aller Ruhe die Landschaft.
Weitere Impressionen von Avignon









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