Barcelona – Anders als erwartet
Die Deutschen sind ein gemeingefährliches Volk: Sie ziehen unerwartet ein Gedicht aus der Tasche und beginnen ein Gespräch über Philosophie.
Heinrich Heine
Anders als bei meinen vorherigen Reisen, entscheide ich mich für eine Zugfahrt nach Barcelona. Wahrscheinlich ist mir der Verkehr von Neapel noch allzu lebhaft in Erinnerung. Die Anreise verläuft dann auch mehr oder weniger problemlos. Die Fahrt mit Maske geht mir zwar auf die Nerven, aber an sich ist das ein geringes Übel, um einfach mal entspannt eine Stadt entdecken zu können. Dachte ich mir zumindest. Obwohl mich die Landschaft entschleunigt hat, wird es bereits kurz nach meiner Ankunft hektisch.

Da ich unbedingt einen Haarschnitt brauche, habe ich mir in einem örtlichen Salon gleich mal einen Termin gemacht. Aufgrund der Tatsache, dass ich mein mobiles Datenvolumen nun nicht mehr nutzen kann – Um die Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu garantieren, dürfen die jeweiligen Anbieter nach vier Monaten zusätzliche Gebühren erheben – ist mir dabei wohler, wenn mein Gegenüber Englisch oder Deutsch versteht. In Frankreich war das bis jetzt jedoch nicht oder nur eingeschränkt der Fall.
Buche ich eben einen Haarschnitt bei einer Engländerin. Wegen einer etwas verpeilten Planung ihres Chefs, muss sie meinen Termin allerdings vorziehen. Am Abend treffe ich noch zwei nette Mädels aus Deutschland im Hostel. Beide sind 18 Jahre alt und sind wohl mit einem Interrail-Pass unterwegs. Mein erster Eindruck von Barcelona ist auf jeden Fall mal vielversprechend.

Barcelona in der Mittagshitze entdecken
Am nächsten Tag schlafe ich aus, aber auch Frauen können schnarchen. Deshalb fühle ich mich ein wenig erschlagen. Auf dem Weg zur weltbekannten Sagrada Familia (siehe Titelbild), dem Wahrzeichen von Barcelona, denke ich mir, dass bei dem heißen Wetter bestimmt niemand unterwegs ist. Falsch gedacht: Unmengen an Touristenscharen tummeln sich direkt vor dem Bauwerk, sodass ich schnell die Flucht ergreife. Abgesehen davon scheint mir der minimale Eintrittspreis von 38 Euro sehr teuer zu sein.
Das Geld gebe ich dann doch lieber für Schokolade aus. Passenderweise steht in dem Schaufenster einer Chocolaterie eine Sagrada Familia aus Schokolade. Daneben ist ein Laden von Ben & Jerrys. Ich stürze direkt rein. Selbstverständlich in beide Etablissements. Um einige Schokoladen reicher und mit einer vollkommen überteuerten Waffel aus dem Ben & Jerrys Laden, spaziere ich weiter. Obwohl ich beschließe, heute nicht allzu weit zu laufen, da ich meine schwarzen Jogginghosen trage und mir furchtbar heiß ist, zieht es mich bis zum Triumphbogen und am Zoo vorbei. Dort sehe ich eine Version von Bumblebee aus dem Film „Transformers“ und bin ganz aus dem Häuschen.
Anschließend möchte ich die Basilika „Santa Maria del Mar“ sehen, weil sie, sofern ich mich richtig erinnere, Patin für die Kirche in dem Buch „Die Kathedrale des Meeres“ war. Den Eintrittspreis für den Turm und die Krypta bringe ich dann jedoch nicht auf. Stattdessen bewundere ich die Fenster aus buntem Glas sowie die Stille in dem Bau. Auf dem Weg am Hafen entlang, sauge ich danach das Flair des Stadtteils „Barceloneta“ auf. Hierbei handelt es sich angeblich – laut der englischen Frisörin – um das Fischerdorf, aus dem sich die Stadt Barcelona entwickelte.
Allmählich tun mir die Füße weh und ich merke, dass ich einen Sonnenbrand bekomme. Das ist eigentlich auch kein Wunder, da ich seit fünfeinhalb Stunden ununterbrochen auf den Beinen bin. Die Sonnencreme habe ich natürlich – wie sollte es auch anders sein? – bei meinem Gepäck für die Reise nach Barcelona wegrationalisiert. Daher laufe ich wieder zurück ins Hostel und möchte den Rest des Abends nur entspannen (natürlich mit Blase auf der Fußsohle). Am Tag darauf besuche ich zusammen mit den beiden Mädels aus Deutschland noch das Picasso Museum und den Abend lassen wir schließlich an den Bunkers del Carmel ausklingen, die einen Rundumblick über Barcelona bieten.

Weitere Impressionen aus Barcelona







No responses yet